Hauskatzen in Europa
Die Geschichte der Hauskatzen in Europa
Das historische Geflecht von Katzen und Menschen in Europa
Die Beziehung zwischen Menschen und Katzen ist eine lange und komplexe Geschichte, die sich über Jahrtausende erstreckt und sich von einer rein utilitaristischen Zweckgemeinschaft hin zu einer tiefen Kameradschaft entwickelt hat. Während Katzen heute in vielen europäischen Haushalten als geliebte Familienmitglieder gelten, war ihre Rolle im Laufe der europäischen Geschichte vielfältig und oft widersprüchlich. Dieser Bericht beleuchtet die faszinierende Reise der Hauskatze auf dem europäischen Kontinent, untersucht ihre frühesten Spuren, ihren Status und ihre Wahrnehmung in verschiedenen Epochen, ihre kulturelle Bedeutung in Folklore, Literatur und Kunst sowie ihre praktische Funktion bei der Schädlingsbekämpfung.
Im Gegensatz zu vielen anderen domestizierten Tieren, die für spezifische Zwecke gezüchtet wurden, wird angenommen, dass Katzen ihren Weg in die menschliche Gesellschaft eher aus eigenem Antrieb gefunden haben, angezogen von der Verfügbarkeit von Nahrung in der Nähe menschlicher Siedlungen. Dieser Aspekt der Selbstdomestizierung ist ein wesentliches Thema, das sich durch die Geschichte der Katze in Europa zieht. Die Wahrnehmung und Rolle von Katzen in Europa haben sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt, von verehrten Wesen im Altertum über ambivalente Figuren im Mittelalter bis hin zu den geschätzten Begleitern, die sie heute sind.
Flüstereien aus der Vergangenheit
Früheste Beweise für Katzen auf dem europäischen Kontinent
Die Abstammung der Hauskatze lässt sich auf die Afrikanische Wildkatze (Felis silvestris lybica) zurückführen, die ihren Ursprung im Nahen Osten hat. Genetische Beweise deuten stark auf einen einzigen Ursprungsort für die Domestizierung von Katzen im Nahen Osten hin, gefolgt von ihrer Ausbreitung in andere Regionen. Diese Erkenntnisse widerlegen ältere Theorien, die von mehreren unabhängigen Domestizierungsereignissen ausgingen. Die frühesten archäologischen Beweise für die Anwesenheit von Katzen in Europa sind Katzenreste, die in Polen gefunden wurden und auf die Zeit von 4200 bis 2300 v. Chr. (späte Jungsteinzeit) datiert werden.
Diese Entdeckung in Polen datiert die Anwesenheit von Hauskatzen in der Region um etwa 3000 Jahre vor der bekannten Etablierung von Hauskatzenpopulationen. Stabile Isotopenanalysen dieser frühen Katzen aus der Jungsteinzeit in Polen zeigen, dass ihre Ernährung bereits signifikant von menschlicher Landwirtschaft beeinflusst war, wobei synanthrope Schädlinge (Nagetiere) einen großen Teil ihrer Nahrung ausmachten. Dies deutet darauf hin, dass diese Katzen bereits in ihrer frühesten Anwesenheit in Europa mit menschlichen Agrarlandschaften interagierten, was auf eine synanthrope Beziehung hindeutet und möglicherweise den Weg für die spätere Domestizierung ebnete.
Ein noch früheres Vorkommen von mtDNA-Haplotypen der Wildkatze aus dem Nahen Osten wurde in Mitteleuropa nachgewiesen, das über 2000 Jahre vor die Römerzeit zurückreicht. Dieser Befund deutet auf eine unerwartet frühe Präsenz von Katzen mit Ursprung im Nahen Osten in Mitteleuropa hin. Das Auftreten dieser Wildkatzen aus dem Nahen Osten fällt mit der Blütezeit der neolithischen Siedlungsdichte in der Region zusammen. Diese Erkenntnisse stellen die traditionelle Ansicht in Frage, dass Hauskatzen erst während der Römerzeit nach Mitteleuropa gelangten, und deuten auf eine komplexere und frühere Ausbreitung hin. Weitere Beweise deuten auf die Anwesenheit von Katzen in Serbien und Polen um 6000 v. Chr. (Präneolithikum) hin. Diese Funde verschieben die Zeit Linie der domestizierten Katzen in Mitteleuropa noch weiter nach hinten. Die Anwesenheit von Katzen in der Präneolithikum-Zeit deutet darauf hin, dass ihre Ausbreitung nach Europa möglicherweise mit den frühesten menschlichen Migrationen und den ersten Phasen der Landwirtschaft zusammenfiel.
Ein bedeutender Fund ist ein Wildkatzenknochen, der auf Zypern entdeckt wurde und etwa 10.600 Jahre alt ist. Dieser Fund deutet auf eine absichtliche Einführung durch den Menschen hin, da Katzen auf der Insel nicht heimisch sind. Dies stellt einen der ältesten bekannten Beweise für die Interaktion zwischen Menschen und Katzen dar. Eine Grabstätte auf Zypern liefert weitere Beweise dafür, dass Menschen und Katzen bereits vor 9500 Jahren Seite an Seite lebten, wobei eine Katze absichtlich mit einem Menschen zusammen begraben wurde. Die Funde auf Zypern sind von entscheidender Bedeutung, da sie eine enge Beziehung zwischen Menschen und Katzen (möglicherweise bereits domestiziert oder im Prozess der Domestizierung) Jahrtausende vor ihrem weit verbreiteten Auftreten auf dem europäischen Festland belegen.
Die Ankunft von Katzen in Europa erfolgte wahrscheinlich in mehreren Phasen und durch verschiedene Mechanismen. Eine Hypothese besagt, dass Katzen aus dem Nahen Osten der Migration früher Bauern als Kommensalen folgten, angelockt von Nagetieren in landwirtschaftlichen Siedlungen. Die Ausbreitung der Landwirtschaft vom Fruchtbaren Halbmond nach Europa erleichterte wahrscheinlich die Bewegung von Katzen, die von den erhöhten Nagetierpopulationen in der Nähe von Getreidespeichern angezogen wurden. Es besteht auch die Möglichkeit einer natürlichen Kolonisation Mitteleuropas durch Wildkatzen aus dem Nahen Osten vor der Ankunft der Bauern. Genetische Beweise deuten auf die Anwesenheit von Genen der Wildkatze aus dem Nahen Osten in europäischen Exemplaren vor der Jungsteinzeit hin. Spätere Einführungen erfolgten wahrscheinlich über Handelsrouten mit griechischen und phönizischen Händlern vor etwa 3000 Jahren sowie eine व्यापक Verbreitung während der Römerzeit (um das 4. Jahrhundert n. Chr.).
Hauskatzen gelangten vor etwa 3000 Jahren mit griechischen und phönizischen Händlern nach Europa. Die Römer trugen Katzen in ihrem Gepäck mit sich, wohin sie auch marschierten, was zu ihrer Verbreitung in ganz Europa beitrug. Katzen wurden um 31 v. Chr. in das römische Leben eingeführt und verbreiteten sich im 4. Jahrhundert n. Chr. in ganz Europa. Schifffahrt und Seehandel spielten ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Katzen, möglicherweise als Schädlingsbekämpfungsmittel auf Schiffen. DNA-Analysen alter Katzenreste in Hafenstädten deuten darauf hin, dass sie zur Bekämpfung von Nagetieren auf Schiffen mitgebracht wurden. Auch die Wikinger trugen zu ihrer Verbreitung in ganz Europa bei, indem sie Katzen auf ihren langen Reisen mitnahmen. Ägyptische Katzen-DNA wurde sogar in einem Wikingerhafen gefunden, was darauf hindeutet, dass Katzen auf maritimen Handelsrouten nach Nordeuropa gebracht wurden.
Pfoten in der Antike
Die Rolle und der Status von Katzen im antiken Griechenland und Rom
Hauskatzen wurden wahrscheinlich von phönizischen Händlern um das 5. Jahrhundert v. Chr. nach Griechenland und Süditalien eingeführt. Beweise aus Münzen in Magna Graecia aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zeigen Menschen, die mit Katzen spielen. Hauskatzen waren im antiken Griechenland jedoch relativ selten; Wiesel waren häufiger als Haustiere und Nagetierbekämpfer. Der griechische Historiker Herodot äußerte seine Verwunderung über die Hauskatzen in Ägypten, da er nur Wildkatzen gesehen hatte. Das übliche griechische Wort für „Katze“ (ailouros) konnte sich auch auf andere kleine Fleischfresser beziehen. Es gibt nur wenige Erwähnungen in der altgriechischen Literatur, aber Aristoteles bemerkte, dass weibliche Katzen von Natur aus „liederlich“ seien. Der griechische Essayist Plutarch verband Katzen mit Sauberkeit und bemerkte, dass ungewöhnliche Gerüche sie verrückt machen könnten.
Plinius verband sie mit Lust und Äsop mit Verschlagenheit und Gerissenheit. Im Laufe der Zeit synkretisierten die Griechen ihre Göttin Artemis mit der ägyptischen Göttin Bastet und übernahmen Bastets Verbindungen zu Katzen und schrieben sie Artemis zu. In Ovids Metamorphosen verwandelt sich die römische Entsprechung der Artemis, Diana, in eine Katze, als die Götter nach Ägypten fliehen. Die relativ späte Einführung und die Präferenz für Wiesel deuten darauf hin, dass Katzen im antiken Griechenland zunächst keine bedeutende Nische besetzten. Die sprachliche Mehrdeutigkeit und Herodotus' Beobachtung deuten darauf hin, dass Katzen im frühen Griechenland im Vergleich zu Ägypten kein häufiges oder gut verstandenes Tier waren.
Die begrenzten literarischen Erwähnungen, oft mit negativen Konnotationen, untermauern die Vorstellung, dass Katzen im antiken Griechenland nicht hoch angesehen waren. Diese frühen literarischen Assoziationen zeichnen ein Bild von Katzen als etwas unzuverlässigen oder moralisch zweideutigen Geschöpfen in der griechischen Weltanschauung. Die Synkretisierung der Artemis mit Bastet deutet jedoch auf ein wachsendes Bewusstsein und eine Integration der Katzensymbolik in die griechischen religiösen Überzeugungen hin, wenn auch durch eine ägyptische Linse. Die Übernahme von Bastets Katzenassoziationen durch eine bedeutende griechische Göttin deutet auf eine allmähliche Akzeptanz und Wertschätzung von Katzen hin, möglicherweise beeinflusst durch Ägyptens prominente Katzenkultur.
Im antiken Rom kamen Katzen wahrscheinlich zur gleichen Zeit an, als der Handel mit Ägypten aufgenommen wurde (5. Jahrhundert v. Chr.). Um das 5. Jahrhundert n. Chr. wurden sie beliebter und ersetzten Wiesel und Schlangen als Nagetierbekämpfer. Katzen waren besonders gut darin, Mäuse und Ratten sowohl in ländlichen als auch in städtischen Umgebungen loszuwerden. Während sie zunächst weniger beliebt waren als Wiesel, wurden Katzen in der römischen Welt schließlich für ihre überlegenen Fähigkeiten zur Schädlingsbekämpfung geschätzt. Die römische Armee setzte Katzen zum Schutz von Lebensmittelvorräten in Festungen und Außenposten ein. Katzenreste wurden in Militäranlagen und Außenposten gefunden.
Der Einsatz von Katzen durch das römische Militär unterstreicht ihre praktische Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Versorgung und Hygiene im gesamten riesigen Reich. DNA-Beweise bestätigen, dass Katzen auf Schiffen entlang antiker Handelsrouten reisten und sich in der gesamten römischen Welt verbreiteten. Die Römer schätzten Katzen zur Schädlingsbekämpfung und als Symbole für Unabhängigkeit und Freiheit. Die Göttin Libertas (Freiheit) wurde manchmal mit einer Katze an ihren Füßen dargestellt. Katzen durften römische Tempel betreten. Neben ihrem praktischen Wert besaßen Katzen in der römischen Kultur auch eine symbolische Bedeutung und repräsentierten wünschenswerte Eigenschaften wie Unabhängigkeit. Obwohl Katzen in der römischen Literatur im Vergleich zu Hunden weniger präsent waren, deuten Funde von ausgegrabenen Knochen, Bildern auf Vasen und Münzen sowie Inschriften (Spitznamen wie „Felicula“ – Kätzchen) auf ihre Präsenz im täglichen Leben hin. Allein in Rom sind über 250 Katzennamen auf Inschriften erhalten. Bilder von Katzen fanden sich auf Grabstelen und Grabsteinen, oft in Begleitung von Kindern.
Während sie in der römischen Literatur nicht so prominent waren wie Hunde, deuten archäologische und epigraphische Beweise darauf hin, dass Katzen vertraute Tiere in römischen Haushalten waren und ein gewisses Maß an persönlicher Zuneigung genossen. Das Bewusstsein der Römer für die ägyptische Verehrung von Katzen, einschließlich Gesetzen gegen ihre Schädigung in Ägypten und Fällen, in denen römische Soldaten für die versehentliche Tötung von Katzen dort bestraft wurden, unterstreicht den kulturellen Einfluss Ägyptens auf die römische Welt. Die Ägypter verehrten ihre Katzen, und der Export war illegal. Römische Soldaten wurden manchmal ausgesandt, um gefangene Katzen, die aus Ägypten geschmuggelt worden waren, „zurückzuführen“. Die versehentliche Tötung einer Katze in Ägypten konnte zur Hinrichtung des Täters durch einen wütenden Mob führen.
Schatten und Heiligtümer
Katzen im europäischen Mittelalter – Von Nutzen zum Aberglauben
Im europäischen Mittelalter erfuhr die Wahrnehmung und Behandlung von Katzen einen deutlichen Wandel. Anfänglich wurden sie für ihre Rolle bei der Schädlingsbekämpfung geschätzt, insbesondere zum Schutz von Getreidespeichern in ländlichen und städtischen Gebieten sowie auf Schiffen. Katzen wurden für ihre Mausfangfähigkeiten geschätzt, insbesondere zum Schutz von Lebensmitteln vor Nagetieren. Kaufleute und Schiffsbesatzungen hielten sie für nützlich, um Fracht zu schützen.
In einigen Regionen (z. B. Wales) legten Gesetze den Wert von Katzen basierend auf ihrer Fähigkeit, Mäuse zu töten, fest. Die Gesetze des walisischen Königs Hywel Dda aus dem 10. Jahrhundert legten den Wert einer Katze basierend auf ihrem Alter und ihrer Fähigkeit, Mäuse zu töten, fest und setzten eine erwachsene Mausfängerin dem Wert eines ausgewachsenen Schafs gleich. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen unterstreichen die wirtschaftliche und praktische Bedeutung von Katzen in bestimmten mittelalterlichen Gesellschaften. Katzen waren auch in Klöstern präsent, wo sie für den Schutz von Manuskripten vor Nagetieren geschätzt und manchmal sogar als Haustiere gehalten wurden.
Mönche waren dafür bekannt, Katzen zu halten, da Nagetiere Manuskriptseiten fraßen. Die Ancrene Riwle, ein Leitfaden für Anachoretinnen, erlaubte ihnen nur ein Tier als Begleiter: eine Katze. Religiöse Institutionen, oft Zentren des Lernens und der Lagerung, erkannten den Wert von Katzen beim Schutz ihrer Ressourcen, und einige Einzelpersonen innerhalb dieser Gemeinschaften entwickelten liebevolle Beziehungen zu ihnen.
Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich jedoch eine wachsende Assoziation von Katzen mit dem Bösen, der Dunkelheit, der Hexerei und der Ketzerei, angeheizt durch die Agenda der mittelalterlichen Kirche, heidnische Glaubensvorstellungen und Rituale zu dämonisieren. Die mittelalterliche Kirche förderte die Verbindung von Katzen mit Teufeln und Dunkelheit als Teil ihrer Dämonisierung heidnischer Glaubensvorstellungen. Antike gehörnte Götter und heilige Katzen früherer Kulturen wurden in den bösen Teufel des Christentums und die böse Hexenkatze verwandelt. Die Bulle Vox in Rama von Papst Gregor IX. (1232-1234) verurteilte schwarze Katzen als Inkarnationen des Teufels und als Verbündete von Hexen.
Diese päpstliche Bulle erklärte die schwarze Katze zu einer Inkarnation des Teufels und besagte, dass Satans natürliche Form halbkatzenhaft und halb menschlich sei. Diese offizielle Verurteilung durch die Kirche hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Katzen, insbesondere schwarzen Katzen, und trug zu ihrer Verbindung mit dem Bösen bei. Häretische Gruppen (z. B. Katharer, Waldenser) wurden beschuldigt, Katzen oder den Teufel in Gestalt einer schwarzen Katze anzubeten. Häretische Gruppen wurden beschuldigt, mit Katzen in Verbindung zu stehen und sie sogar anzubeten. Es wurde geglaubt, dass der Name „Katharer“ von Katzen stammte. Die Verbindung von Katzen mit Ketzerei festigte ihr negatives Image in den Augen der Kirche und der breiten Bevölkerung weiter. Es entwickelte sich der Glaube, dass Hexen sich in Katzen, insbesondere schwarze Katzen, verwandeln könnten und dass Katzen ihre „Vertrauten“ seien. Dieser Glaube trug maßgeblich zur Angst und Verfolgung von Katzen bei.
Die Verbindung zwischen Katzen und Hexerei wurde zu einem dominierenden Aspekt ihrer mittelalterlichen Wahrnehmung und führte zum weit verbreiteten Bild der „Hexenkatze“. Dies führte zu weit verbreiteter Folter und Tötung von Katzen, insbesondere an religiösen Feiertagen und in Krisenzeiten wie der Pest (obwohl der Zusammenhang mit der Ausbreitung der Pest umstritten ist). Katzen wurden regelmäßig gefoltert und getötet, um Unglück abzuwehren oder als Zeichen der Hingabe an Christus. Die Katzenverbrennung war in einigen Teilen Europas eine Form der Unterhaltung. Während der Pest wurden Katzen manchmal in großer Zahl getötet, weil man glaubte, sie stünden mit der Krankheit in Verbindung (obwohl dies heute weitgehend als Irrtum gilt und die Tötung von Katzen die Situation wahrscheinlich verschlimmerte, indem sie die Rattenpopulationen ansteigen ließ).
Die weit verbreitete Verfolgung von Katzen im Mittelalter stellt ein dunkles Kapitel ihrer Geschichte in Europa dar, angetrieben von Angst und Aberglauben, mit potenziell nachteiligen Folgen für die öffentliche Gesundheit. Trotz der vorherrschenden negativen Wahrnehmung gab es auch Fälle, in denen Katzen als Haustiere und Begleiter gehalten wurden, insbesondere in Klöstern und von Frauen (z. B. Anachoretinnen). Mönche und Nonnen verewigten ihre Katzengefährten manchmal in Texten und Illustrationen. Dies deutet darauf hin, dass eine liebevollere Beziehung zu Katzen in bestimmten Kontexten des Mittelalters fortbestand.
Eine Renaissance der Wahrnehmung
Sich entwickelnde Einstellungen zu Katzen in der Renaissance und der frühen Neuzeit in Europa
Während der Renaissance und der frühen Neuzeit (ungefähr 14. bis 18. Jahrhundert) begann sich die Einstellung zu Katzen allmählich zu wandeln. Der langsame Rückgang des weit verbreiteten Hexenglaubens trug zu einer neutraleren Sicht auf Katzen bei. Mit dem Nachlassen der Hexenverfolgung begannen auch die intensiven negativen Assoziationen mit Katzen abzunehmen. Die anhaltende Wertschätzung ihrer Rolle bei der Nagetierbekämpfung, insbesondere mit dem Aufkommen von städtischen Zentren und den Herausforderungen durch Ratten, blieb bestehen. Katzen blieben wertvoll für die Schädlingsbekämpfung in Häusern und auf Schiffen. Die Invasion Europas durch die Wanderratte im 18. Jahrhundert erhöhte den Wert von Katzen als Rattenfänger weiter.
Katzen traten häufiger als Haushaltstiere auf, insbesondere bei den Wohlhabenden und Intellektuellen, was einen Wandel über ihre rein utilitaristische Funktion hinaus signalisierte. Katzen wurden zu Statussymbolen und von der wohlhabenden Elite als Haustiere gehalten. Intellektuelle und Bohemiens nahmen Katzen auf. Literarische Figuren und Künstler begannen, Katzen mit mehr Zuneigung darzustellen und sich für ihre einzigartigen Eigenschaften zu interessieren (z. B. Leonardo da Vincis Skizzen, Erwähnungen bei Shakespeare).
Leonardo da Vinci war fasziniert von der Agilität und Anmut der Katzen und hinterließ Skizzen von Katzen. Shakespeare erwähnte Katzen in seinen Stücken und hob manchmal ihre Wachsamkeit und Verspieltheit hervor. Die Aufklärung betonte die Vernunft und stellte den Aberglauben in Frage, was zu einer rationaleren Sicht auf Tiere, einschließlich Katzen, beitrug. Die Menschen begannen, Tiere eher als nicht-menschliche Mitglieder des Haushalts zu betrachten, die um ihrer selbst willen geschätzt wurden. Im 16. Jahrhundert tauchten die Begriffe „Puss“ und „Pussycat“ auf, was auf eine vertrautere und liebevollere Beziehung hindeutet.
Vom Arbeitstier zum geschätzten Gefährten
Die Vertiefung der Mensch-Katze-Bindung in Europa
Im 19. Jahrhundert erlebte die Beliebtheit von Katzen als Haustiere in allen Gesellschaftsschichten einen deutlichen Anstieg. Königin Victoria adoptierte Blaue Perserkatzen, was die Popularität von Katzen als Haustiere erheblich steigerte. Die ersten Katzenausstellungen im 19. Jahrhundert (z. B. im Crystal Palace in London) markierten einen Wendepunkt in der Anerkennung und Feier verschiedener Katzenrassen. Durch selektive Züchtung entwickelten sich verschiedene Katzenrassen aus ästhetischen Gründen. Katzen wurden zunehmend in das Haushaltsleben integriert und lebten häufiger im Haus. Im späten 19. Jahrhundert begannen mehr Amerikaner (und wahrscheinlich Europäer, die diesem Trend folgten), Katzen sowohl wegen ihrer Gesellschaft als auch wegen ihres Nutzens zu halten.
Das 20. und 21. Jahrhundert haben die Position der Katze als eines der beliebtesten und geschätztesten Haustiere in Europa mit einer starken Mensch-Tier-Bindung gefestigt. Katzen sind das häufigste Haustier der Welt. Über 91 Prozent der Katzenbesitzer in Europa geben an, dass ihre Katze einen positiven Einfluss auf ihr Leben hat. Ein hoher Prozentsatz der Katzenbesitzer betrachtet seine Katzen als Familienmitglieder. Das wachsende Bewusstsein für das Wohlergehen von Katzen und zunehmende Vorschriften zum Schutz von Katzen spiegeln ein wachsendes ethisches Bewusstsein für diese Tiere innerhalb der europäischen Gesellschaft wider. Die EU arbeitet an harmonisierten Regeln für das Wohlergehen und die Rückverfolgbarkeit von Hunden und Katzen.
Es wird auf eine obligatorische Mikrochip-Kennzeichnung und Registrierung aller Katzen in den EU-Mitgliedstaaten gedrängt. Unterschiedliche kulturelle Normen und Umweltfaktoren in ganz Europa beeinflussen die Art und Weise, wie Katzen als Haustiere gehalten werden, mit unterschiedlichen Ansichten über die Vor- und Nachteile von Innen- und Außenhaltung. Im Vereinigten Königreich ist die Haltung von Katzen sowohl im Haus als auch im Freien immer noch üblich, aber es gibt einen langsamen Trend zu mehr reinen Wohnungskatzen. In städtischen Gebieten Finnlands wird empfohlen, Katzen zu ihrer eigenen Sicherheit und der Umwelt zuliebe im Haus zu halten.
Die ökologischen Auswirkungen von Hauskatzen, insbesondere von verwilderten und frei lebenden Katzen, sind in Europa und weltweit ein zunehmendes Problem. Hauskatzen gelten aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Wildtiere durch Prädation als eine der schlimmsten invasiven Arten der Welt
Kulturelle Fußabdrücke der Katze
Katzen in europäischer Folklore, Literatur und Kunst
Die europäische Folklore rund um Katzen ist reichhaltig und vielfältig und spiegelt eine Reihe gegensätzlicher Überzeugungen wider. Katzen wurden oft mit Aberglauben in Verbindung gebracht und als Unglücksbringer angesehen. Insbesondere schwarze Katzen gelten in den Vereinigten Staaten und Westeuropa allgemein als Unglück bringend, während sie im Vereinigten Königreich Glück verheißen. In Polen bringt eine schwarze Katze, die die Straße überquert, Unglück. Diese Symbolik von Katzenfarben in der Folklore variiert erheblich in verschiedenen Teilen Europas und spiegelt unterschiedliche kulturelle Interpretationen wider. Katzen wurden oft mit Hexerei und dem Übernatürlichen in Verbindung gebracht, einschließlich des Glaubens, dass Hexen sich in Katzen verwandeln könnten und Katzen ihre „Vertrauten“ seien.
Diese Verbindung war besonders stark im Mittelalter und während der Hexenprozesse. Die nordische Göttin Freyja fuhr einen Wagen, der von zwei Katzen gezogen wurde. Der Cat Sìth ist ein Fabelwesen aus der keltischen Mythologie, das sich zwischen Katzen- und Menschengestalt verwandeln kann. Katzen in der europäischen Folklore werden oft als Grenzgänger zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Welt dargestellt, mit Verbindungen zu Gottheiten und magischen Reichen.
Es gab Volksmärchen über Katzen, die Wetter oder andere Ereignisse vorhersagten. Der Glaube, dass eine Katze, die ihr Gesicht putzt, Regen signalisiert, oder dass eine verspielte Katze Wind ankündigt, spiegelt ein traditionelles Verständnis von Katzen als Wesen wider, die auf Naturphänomene eingestimmt sind, möglicherweise aufgrund ihrer feinen Sinne und der genauen Beobachtung ihres Verhaltens. Der Glaube, dass Katzen neun Leben haben, spricht von ihrer wahrgenommenen Widerstandsfähigkeit und Fähigkeit, gefährlichen Situationen zu entkommen.
Die literarische Darstellung von Katzen in Europa spiegelt ihren sich entwickelnden Status in der Gesellschaft wider. Frühe Erwähnungen in der griechischen Literatur (Aristoteles, Äsop, Plutarch) hatten oft negative Konnotationen (liederlich, gerissen). Die mittelalterliche Literatur umfasst sowohl liebevolle Darstellungen (z. B. Pangur Bán) als auch Assoziationen mit dem Bösen. Das irische Gedicht Pangur Bán aus dem 9. Jahrhundert vergleicht auf liebevolle Weise die wissenschaftlichen Bestrebungen eines Mönchs mit der Mäusejagd seiner Katze.
Die Literatur der Renaissance und der frühen Neuzeit zeigt Katzen in verschiedenen Rollen, von Symbolen der Unabhängigkeit bis hin zu Begleitern von Hexen. Shakespeare bezog Katzen in seine Stücke ein. Die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts stellt Katzen zunehmend als geliebte Haustiere und Inspirationsquellen dar (z. B. Thomas Grays Gedicht, Champfleury's Buch). Thomas Gray schrieb eine Ode auf den Tod einer Lieblingskatze. Champfleury's Buch Les Chats (1869) untersuchte die Geschichte und kulturelle Bedeutung von Katzen. Die moderne Literatur erforscht weiterhin die rätselhafte Natur von Katzen und ihre Bindung zu Menschen. Berühmte Beispiele sind die Grinsekatze in Alice im Wunderland und Katzen in T.S. Eliots Gedichten.
Auch in der europäischen Kunst spiegeln sich die sich wandelnden Wahrnehmungen wider. In der antiken griechischen und römischen Kunst sind Katzen im Vergleich zu anderen Tieren selten, möglicherweise aufgrund ihrer späteren Ankunft und der Präferenz für Wiesel als Schädlingsbekämpfer. Die mittelalterliche Kunst stellt Katzen oft mit symbolischen Bedeutungen dar, manchmal in Verbindung mit dem Bösen oder in häuslichen Szenen. Mittelalterliche Künstler stellten Katzen manchmal mit grotesken Zügen dar, möglicherweise um ihre Verbindung zum Teufel zu symbolisieren.
Katzen erschienen auch in den Marginalien illuminierter Manuskripte, oft bei der Mäusejagd oder einfach in häuslichen Szenen. Die Renaissance zeigt ein wachsendes Interesse an Katzen, manchmal als Symbole der Sinnlichkeit oder in häuslichen Umgebungen (z. B. Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer). Leonardo da Vinci fertigte detaillierte Studien der Katzenbewegungen an. Katzen wurden manchmal mit weiblicher Energie in Verbindung gebracht und in Porträts mit Frauen dargestellt.
Die Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts zeigt zunehmend Katzen als Haustiere in Porträts und häuslichen Szenen (z. B. Renoir, Manet). Künstler wie Renoir und Manet stellten Katzen in intimen und liebevollen Umgebungen dar. Henriette Ronner-Knip wurde für ihre detaillierten Gemälde von Katzen bekannt. Die moderne Kunst erforscht weiterhin verschiedene Facetten von Katzen, von realistischen Darstellungen bis hin zu symbolischen Repräsentationen (z. B. Picasso, Klee). Künstler wie Picasso und Klee integrierten Katzen in ihre modernistischen Stile.
Hüter des Getreides
Die Rolle von Katzen bei der Schädlingsbekämpfung in der europäischen Geschichte
Seit der Jungsteinzeit wurden Wildkatzen von Nagetieren angezogen, die sich von gelagertem Getreide in landwirtschaftlichen Siedlungen ernährten. Katzen wurden als „Mäusefänger“ auf Schiffen eingesetzt, um Lebensmittelvorräte zu schützen und Schäden an der Ausrüstung zu verhindern. Das englische Seerecht verlangte einst, dass alle englischen Schiffe eine Katze zur Schädlingsbekämpfung an Bord haben mussten. Katzen wurden in Haushalten, Scheunen und Klöstern eingesetzt, um Mäuse und Ratten während des gesamten Mittelalters und späterer Perioden zu bekämpfen.
Mittelalterliche Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass Katzen in Kathedralen eingesetzt wurden, um sie von Mäusen freizuhalten. Viele mittelalterliche Bauern fütterten ihre Katzen nicht, um sie zur Jagd auf Nagetiere zu ermutigen. Der wirtschaftliche Wert von Katzen wurde in Gesetzen anerkannt (z. B. walisische Gesetze). Die Tötung von Katzen während des Mittelalters aufgrund von Aberglauben trug möglicherweise zur Ausbreitung der Pest bei, da Ratten, die die Krankheit übertrugen, sich ohne natürliche Feinde stärker vermehrten.
Einige glauben, dass die Massentötung von Katzen während des Mittelalters zur raschen Ausbreitung der Pest beitrug, indem sie die Rattenpopulationen ansteigen ließ. Diese Theorie ist jedoch umstritten, da einige argumentieren, dass Katzen selbst die Pest übertragen konnten und es keine eindeutigen Beweise für Massentötungen von Katzen in ganz Europa gibt.
Das moderne Miau
Aktuelle Katzenbestände und ihre Rolle als Haustiere in Europa
Katzen gehören heute zu den beliebtesten Haustieren in Europa und übertreffen oft die Hunde in Bezug auf die Gesamtpopulation. Schätzungen zufolge gab es in den letzten Jahren über 83 Millionen Hauskatzen in der EU, 113,6 Millionen in Europa im Jahr 2021 und 127 Millionen in Europa im Jahr 2022. Die Katzenhaltung variiert in den europäischen Ländern erheblich. Rumänien hat den höchsten Anteil an Haushalten mit mindestens einer Katze (48 % im Jahr 2021), gefolgt von Polen (41 %). Deutschland und Frankreich weisen die höchste Gesamtzahl an Hauskatzen in der EU auf. Griechenland und die Türkei haben geringere Raten an Katzenbesitz pro Haushalt, möglicherweise aufgrund einer größeren Population von Streunern.
Katzen sind zu integralen Familienmitgliedern geworden und haben einen positiven Einfluss auf das Leben ihrer Besitzer. Über 91 % der Katzenbesitzer berichten von einem positiven Einfluss auf ihr Leben. Katzen werden zunehmend als moralische Subjekte anerkannt und als Familienmitglieder geschätzt. Der Fokus auf das Wohlergehen von Katzen nimmt zu, mit vorgeschlagenen EU-Verordnungen und nationalen Gesetzen. Die EU arbeitet an harmonisierten Regeln für das Wohlergehen und die Rückverfolgbarkeit von Hunden und Katzen. Es wird auf eine obligatorische Mikrochip-Kennzeichnung und Registrierung aller Katzen in den EU-Mitgliedstaaten gedrängt.
Die Debatte über die Haltung von Katzen im Haus oder im Freien wird in verschiedenen europäischen Ländern geführt. Die Haltung von Katzen sowohl im Haus als auch im Freien ist im Vereinigten Königreich immer noch üblich, aber es gibt einen langsamen Trend zu mehr reinen Wohnungskatzen. In den Niederlanden ist die Haltung sowohl im Haus als auch im Freien ebenfalls üblich. Die ökologischen Auswirkungen von Hauskatzen, insbesondere von verwilderten und frei lebenden Katzen, werden zunehmend berücksichtigt. Hauskatzen gelten aufgrund ihrer Prädation auf Wildtiere als eine der schlimmsten invasiven Arten der Welt.
Fazit
Eine Reise durch die Zeit mit Europas Katzenbewohnern
Die Geschichte der Hauskatzen in Europa ist eine faszinierende Reise, die von ihren bescheidenen Anfängen als Schädlingsbekämpfer bis zu ihrem heutigen Status als geliebte Familienmitglieder reicht. Ihre Ankunft in Europa in der Jungsteinzeit, wahrscheinlich als Begleiter der ersten Bauern, markierte den Beginn einer langen und komplexen Beziehung zum Menschen. Im Laufe der Antike erlangten sie in Rom eine größere Bedeutung als in Griechenland, hauptsächlich aufgrund ihrer praktischen Nützlichkeit.
Das Mittelalter war eine Zeit der Ambivalenz, in der Katzen sowohl für ihre Fähigkeit zur Schädlingsbekämpfung geschätzt als auch mit Aberglauben und dem Bösen in Verbindung gebracht wurden. Die Renaissance und die frühe Neuzeit brachten eine allmähliche Verschiebung der Wahrnehmung mit sich, wobei Katzen zunehmend als Haustiere angesehen wurden.
Das 19. Jahrhundert festigte ihren Platz als geschätzte Begleiter, und heute sind Katzen eines der beliebtesten Haustiere in Europa. Ihre kulturelle Bedeutung spiegelt sich in der Folklore, Literatur und Kunst wider, wo sie oft als mysteriöse, unabhängige und manchmal sogar magische Wesen dargestellt werden. Ihre Rolle bei der Schädlingsbekämpfung hat die menschliche Gesellschaft über Jahrtausende hinweg maßgeblich beeinflusst. Die heutige hohe Zahl an Hauskatzen in Europa und die starke emotionale Bindung, die viele Menschen zu ihren Katzen haben, zeugen von der tiefgreifenden und dauerhaften Beziehung zwischen Menschen und diesen faszinierenden Tieren.